Heute Morgen beim Zusammenstellen der Nachrichten für deafread habe ich schon über den
Artikel gestaunt, aber eben im Supermarkt bin ich dann doch aus
allen Wolken gefallen. Als dicke Schlagzeile hat die Bild-Zeitung:
Taubstumme Rentner um 2000 Euro geprellt. Na klar sind das
"miese Kaffeefahrtbetrüger", die da alte Leute abzocken. Und
natürlich ist es toll, wenn denen das Handwerk gelegt wird. Ob das
von der Bild allerdings so uneigennützig ist? Ist doch eine tolle
Story, mit der man Mitleid erhaschen und Empörung anstacheln kann -
und den Umsatz der Zeitung steigern!
"Günter (80) und Helga (82) K. sind seit Geburt
taubstumm, können sich nur mit Gebärden
verständigen. Kaffeefahrt-Abzocker haben das eiskalt
ausgenutzt und das Paar um 2000 Euro geprellt."
Kaum vorstellbar, dass die Bild-Redakteure noch nicht erfahren
haben, was sogar der Duden schreibt:
«Gehörlos» ersetzt «taubstumm». So beleidigt Bild in seiner
Millionenauflage genau diejenigen, denen sie angeblich helfen will:
die Gehörlosen. Aber damit nicht genug. Was, bitte schön, bedeutet
"sie können sich nur mit Gebärden verständigen"!? NUR! Wieso nur?
Weil die GebärdenSPRACHE (!) schlechter ist als die Lautsprache?
Auch das scheint bei den Bild-Redakteuren noch nicht angekommen zu
sein, dass die DGS eine voll- und gleichwertige Sprache ist! Oder
sie wissen es, aber mit "Gehörlosen" und "Gebärdensprache" kann man
weder Schlagzeilen noch Umsatz machen!
Naja, wer das alles nicht ertragen kann, der kann sich ja auf der
unteren Hälfte der Titelseite an Sabrina erfreuen, die "liebt es ja
(k)nackig". ;-) Und wer treuer Bild-Leser ist, der hat (spätestens)
heute erfahren, wie die Bild arbeitet: Mit "Bild deckt auf" und
"Bild kämpft für Sie" werden reißerische Stories gefunden - mit
denen so ganz nebenbei auch mal die "Taubstummen" und die
"Gebärden" diskriminiert werden können. - Da hatte Manfred Krug
schon Recht, wenn er in den Tatorten immer wieder vor der
"BLÖD-Zeitung" warnte. ;-)