
Kennen Sie die Namensgebärde von Dr. Paddy Ladd? Das ist die gleiche wie für Christus. Grund ist sein christusähnliches Aussehen, vor allem damals, als er in der Hippie-Zeit mit Bart und langen Haaren herumlief. Kaum jemand hat die Entwicklung der Gehörlosengemeinschaft und -kultur so stark geprägt wie Paddy, mit markigen und humorvollen Sprüchen wie "the only place for oralism is the bedroom" (der einzige Ort für den Oralismus ist das Schlafzimmer ;-), mit dem Kampf für Fernsehen für Gehörlose mit de DBC (nicht BBC - DEAF Broadcasting Campaign!), und natürlich durch die Prägung neuer Begriffe wie DEAFHOOD. Sein Buch "Understanding Deaf Culture. In Search of Deafhood" ist jetzt in deutscher Übersetzung erschienen: "Was ist Deafhood? Gehörlosenkultur im Aufbruch"
Erstmals ist damit das Buch, mit dem Paddy Ladd einen neuen Zugang zur Gehörlosenkultur eröffnet, in deutscher Übersetzung erhältlich. In seinem Buch geht er davon aus, dass die Gehörlosengemeinschaft unverzichtbare Beiträge zur Wissenschaft und dem menschlichen Leben im Allgemeinen leistet und weist auf die Fallstricke hin, mit denen ein bisher vorwiegend medizinisches Konzept von Gehörlosigkeit dem (kulturellen) Selbstverständnis der Gehörlosen den Weg versperrt oder erschwert. In Auseinandersetzung mit und als Antwort auf existierende Kulturtheorien entwickelt er sein eigenes Konzept von Gehörlosenkultur.
Oder wie er es selbst in der Einleitung sagt: „Was ist
Gehörlosenkultur? Warum ist sie so außerordentlich wichtig für den
Befreiungskampf Gehörloser? Was hat sie den Mehrheitsgesellschaften
zu bieten, was könnten sie von ihr lernen? Und warum hat die Welt
bisher so wenig von ihr gehört?
Diese Fragen werden sich wohl auch die Gehörlosengemeinschaften
stellen und hinzufügen: ‚Warum sind wir es, die für die
Beweisführung verantwortlich gemacht werden? Warum müssen gerade
wir die Beweise dafür liefern, dass unsere Gebärdensprachen
vollständige Sprachen sind und dass die Lebensgemeinschaften
gehörloser Menschen tatsächlich Kulturen darstellen?‘ All
diese Fragen beschreiben die besondere Herausforderung, der ich
mich mit diesem Buch stellen möchte und deren Umrisse sich beim
Schließen der Buchdeckel geschärft haben sollten.
Während [meiner Beschäftigung mit Gehörlosenkultur] begann sich in
mir ein neuer Begriff zu formen: Deafhood. Anders als
Gehörlosigkeit beschreibt Deafhood indes nicht einen statischen
medizinischen Zustand. Stattdessen steht der Begriff für einen
Prozess, nämlich das Streben eines jeden gehörlosen Kindes, jeder
gehörlosen Familie und jedes gehörlosen Erwachsenen, sich selbst
und einander das eigene Sein in der Welt zu erklären. Indem sie ihr
Leben gemeinschaftlich teilen und ihre Erklärungen eher erfahren,
als Bücher darüber zu schreiben, sind gehörlose Menschen in einer
besonderen Alltagspraxis eingebunden, in einen kontinuierlich nach
innen und außen geführten Dialog. In diesem Dialog bestätigt sich,
dass das Sein als gehörlose Person tatsächlich einen Prozess
darstellt, und zwar den des ‚Gehörlos‘-Werdens und
-Seins. Darüber hinaus spiegeln sich in ihm unterschiedlichste
Interpretationen von Deafhood wider, also Interpretationen dessen,
was es bedeuten kann, ein gehörloser Mensch in einer gehörlosen
Gemeinschaft zu sein.“
Paddy Ladd: Was ist Deafhood? Gehörlosenkultur im Aufbruch. Broschur, 524 Seiten, Signum 2008, ISBN 978-3-936675-18-4. EUR 35,00
Erhältlich über jede Buchhandlung oder direkt vom Signum Verlag, Schloßstr. 4, 23883 Seedorf, Fax 0 45 45 - 79 10 57 oder info@signum-verlag.de
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite unter http://www.signum-verlag.de bzw. http://www.signum-verlag.de/BTitel/978-3-936675-18-4.html.